Der Blick von meiner Leseecke, im schlechten Licht.

Zuerst die Zahlen: Ich habe im Jahr 2021 insgesamt 42 Bücher gelesen - mit insgesamt 16.172 Seiten. Das kürzeste Buch hatte 172 Seiten, das längste 1072. Die durchschnittliche Buchlänge war 385 Seiten. Und da ich ein ziemlich positiver Mensch bin und erstmal nur die guten Dinge überall sehe, war meine Durchschnittsbewertung auf Goodreads 4.2 von 5.

Wäre das somit abgehakt.

Nun in Worten:

Was waren die besten Bücher in 2021?

Grundsätzlich gehört jedes Buch, also wirklich JEDES Buch, dass dieses Jahr von Fredrik Backman gelesen habe zu den besten Büchern die ich dieses Jahr gelesen habe. Und Ein Mann namens Ove ist da ganz weit vorne. Backman hat es geschafft mich laut auflachen zu lassen, nur um dann zwei Absätze später meine Männlichkeit in Frage zu stellen und mir eine kleine Träne runterlief. Dieses Buch war eine emotionale Achterbahnfahrt. Ein Feel-Good Buch, ein lustiges Buch, ein trauriges Buch, kurz - eines der besten Bücher ich ich je las. Die Bücher Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid sowie Britt-Marie war hier haben diesen Effekt auch fast gehabt, aber die Geschichte um Ove ist vermutlich unschlagbar. Und gerade als ich dachte, dass Backman nur diese Art von Buch drauf hat, las ich Stadt der großen Träume und Wir gegen Euch und war überrascht wie unterschiedlich diese waren. Nüchtern und Brutal erzählen diese beiden ersten Teile einer Trilogie (Teil 3 wohl dann 2022) die Geschichte einer Eishockey Stadt und seine Einwohner.

Dann gab es noch Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf. Basierend auf den gleichnamigen Blog, hat Herrndorf hier seine Leben mit einen Hirntumor verarbeitet und lässt einen hautnah miterleben wie er sich mit der psychischen Belastung seinen Todes, der ablaufenden Uhr und dem langsamen geistigen Verfall beschäftigt - dazu seinen Schreibprozess zu Tschick und allgemeine Beobachtungen niederschreibt. Das Buch kann einen sehr mitnehmen und immer wieder stellt man sich selbst die Frage was ich in seiner Situation machen würde und ich es mir gleichzeitig nichtmal vorstellen kann, was der Autor durchgemacht hat.

Piranesi, wohlmöglich das Buch war was mich am meisten überrascht hat. Hörte immer wieder dass esziemlichj gut sein soll, aber nie so richtig Lust gehabt. Die Inhaltsbeschreibung ist sehr vage und ich hatte einfach keine Ahnung was mich erwartet. Und hätte ich gewusst dass genau dieses Unwissen dem Buch so gut tut, hätte ich es schon viel viel früher gelesen. Sprachlich und Inhaltlich großartig. Eines der wenigen Bücher die man liest und irgendwie direkt nochmal lesen möchte.

Was waren die schlechtesten Bücher?

Generell hab ich dieses Jahr wenig "schlechte" Bücher gelesen. Liegt daran dass ich generell meistens schon vorher schaue ob ein Buch etwas für mich sein kann und ich wenig "spontan" kaufe [1]. Gehe ich aber rein nach den Zahlen ist für mich Catcher in the Rye und Picknick am Wegesrand dieses Jahr ganz weit oben. Zwei Klassiker - und für mich zwei Bücher die beide leider schlecht gealtert sind, wobei zumindest ein Buch mit einer besseren Übersetzung vielleicht reparierbar wäre.

Was war die beste Buchreihe die ich 2021 gelesen habe?

Vermutlich sind es die beiden Beartown Bücher von Fredrik Backman, aber da hier noch Teil 3 fehlt, will ich diese jetzt nicht als beste Buchserie 2021 ausrufen. Ausserdem habe ich Backman heute schon genug gelobt. Deswegen...

Rein von der Konsistenz in der ich unterhalten wurde, denke ich dass The First Law von Joe Abercrombie am längsten hängen bleiben wird. Zum einen weil es ein Fantasy Buch war, wovon ich dieses Jahr nicht sehr viele gelesen habe. Zum anderen weil es schonungslos brutal in der Beschreibung von Worten, aber noch schlimmer mit Leben und Schicksalen der Figuren umging. Einige sehr explizite Beschreibungen von Gewalt habe ich immer noch im Kopf. Und einige Implikationen und Enthüllungen die es am Ende gab, auch. Das war dann der Moment wo ich das Grimdark Genre entdeckt habe.
Zwar wird man etwas holprig in das Universum geworfen, aber sobald man drin ist, ist es faszinierend. Also ja. The First Law.

Weitere lobende Erwähnungen wären:

  • Die beiden Buchreihen welche BEIDE sehr ähnlich, und dennoch komplett unterschiedlich sind. Imperial Radch, in der eine Raumschiff KI in einen menschlichen Körper steckt und die Bobiverse Bücher, in der ein Mensch als KI in einem Raumschiff steckt. Wo die Reihe von Ann Leckie ziemlich Reihe schwer, dunkeldüster und erbarmungslos ist, sind Taylors Bobiverse Bücher locker, erheiternd und mit einer sehr positiven Note versehen.
  • Die Silo Bücher von Hugh Howey. Sehr endzeitig und mit überraschenden Perspektivwechsel.
  • Asimovs Foundation Trilogie. Hier habe ich altbackende Science Fiction erwartet und bekam eine Space Opera mit einer epischen Zeitspanne.

Welches hat mich am meisten enttäuscht?

Die Murderbot Diaries. Der erste Band war damals vielversprechend. Nicht komplex in Lyrik und Schreibe, und inhaltlich hat die Welt auch nicht viel geboten. Aber die Idee einen Roman aus der Sicht eines Killerroboters zu schreiben, der dazu starke soziale Phobien entwickelt, war toll. Und habe bei einigen Momenten sehr laut lachen müssen, bei anderen wiederum stark mitfühlen. Teil 2 - Artificial Intelligence - war dann noch gut - zerrte aber im Nachhinein noch viel an den positiven Emotionen des Vorgängers. Rogue Protocol - der dritte Teil - dann mit das langweiligste was ich dieses Jahr gelesen habe. Mit den angerichteten Schaden konnte Exit Strategy dann auch nichts mehr retten. Schade.

Und wie gehts weiter?

Ich habe so ein bisschen ein Problem mit dem Konzept der Reading Challenge. Die Einheit Buch ist etwas zu abstrakt als dass man sich gut an ihr messen kann. Bücher können 100 Seiten oder mehr als 1000 Seiten lang sein. Tatsächlich habe ich z.B. Der Anschlag lange vor mich hergeschoben, weil es ja irgendwie meiner "Reading Challenge" schaden könne. Und hier im Regal steht immer noch Brandon Sandersons The Way of Kings - ein mit 1200 eng beschriebener Klopper, den ich nur deswegen nicht angefangen habe, weil es trotzdem nur als ein Buch gilt. Klingt dumm? Ist es auch. Ich setze mir das Ziel selber, ich messe mich selber, alles andere ist eigentlich egal und generell sollte man das Konzept das Tracking nur als Nice-To-Have ansehen, nicht als wichtigen Faktor in der Leseentscheidung. Naja, sollte. Unterbewusst trifft man trotzdem die Entscheidung.

Bücher sollen Spass machen und unterhalten. Nicht wie eine Liste wirken die man abarbeitet.

Deswegen werde ich mich in 2022 eher an der Seitenanzahl als an einer abstrakten Bücherzahl orientieren. 2020 waren es ca. 10000 Seiten, dieses Jahr waren es 16000. Diese Zahl halte ich für überdurchschnittlich hoch, vielleicht sogar pandemiebedingt. Realistisch halte ich eine Zahl von 12.000.

Mein Buchziel für 2022 ist also: 0


  1. Der einzige wirkliche Spontankauf dieses Jahr war Sweet Dreams. Buch hat mir auch nicht gefallen, würde es aber auch nicht als schlecht beschreiben. ↩︎

Ein Mord ist geschehen. Aufgrund von politischen und geographischen Besonderheiten des Mordes, muss ein Inspektor mit einer Person zusammenarbeiten, die in vielen Punkten alles vertritt, was dem Inspektor zuwider ist und eine komplett gegensätzliche Weltanschauung besitzt - muss sich aber mit diesem zusammenraufen und freundet sich mit dieser an.

Keine neue Geschichte. Vermutlich ist es sogar die Protogeschichte eines jeden Buddy-Cop Films seit - immer?

Auf dem ersten Blick ein Whodunnit / Kriminalroman, der in einem Science Fiction Welt spielt. Man merkt aber schnell, dass der Mordfall eigentlich nur oberflächlich wichtig ist.

Isaac Asimov - The Caves of Steel

Asimov nutzt den Fall als roten Faden und schickt die beiden Protagonisten durch die ganze Stadt und geht teils sehr detailliert auf die gesellschaftlichen Strukturen und Geschichte dieser Zukunft ein. Wie die Welt aufgebaut ist, die Verteilung der Nahrung als auch eine Art Kastenwesen mit verschiedenen Privilegien. Dazu kann man auch Kritik an politischen Themen wie Kommunismus und Kapitalismus rauslesen [1], sowie dem ewigen Tauziehen zwischen Konservativ und Progressiv.

"I tell you I know the type of people that become Medievalists. They're soft, dreamy people who find life too hard for them here and get lost in an ideal world of the past that never really existed." - S. 179

Dabei ist Asimov aber an keiner Stelle moralisch oder wertend, eher distanziert, neutral und beschreibend.

"Remember, you once said, Lije, that people sometimes mistake their own shortcomings for those of society and want to fix the Cities because they don't know how to fix themselves." - S. 188

Isaac Asimov - The Caves of Stee

Wie initial beschrieben, der roten Faden, der Mordfall, ist nicht wirklich sehr eindrucksvoll und lockt im Jahr 2021 keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Das Kernthema eines jeden Kriminalromans - die Auflösung (inkl. Täter, Motiv und ggf Tathergang) - waren mir eigentlich nach dem 1/4 klar und hat mich am Ende auch nicht wirklich überrascht. Als Krimi funktioniert "The Caves of Steele" für mich nicht.

Am Ende war ich aber trotzdem nicht enttäuscht, da der Weg dahin spannend beschrieben war und ich am Ende ein deutliches Bild von der Welt der Stahlhöhlen hatte. Die Angst die ich immer bei solchen Klassikern habe, ist dass die Schreibe und Pacing einfach nicht mehr funktioniert, heute vielleicht etwas staubig wirkt. Kann da aber für dieses Buch eine Entwarnung geben. Die knapp 250 Seiten haben sich fast von selbst gelesen und irgendwie ging immer noch ein Kapitel hinterher.

Mittelmäßiger Krimi, dafür tolles Worldbuilding [2].


  1. Und vielleicht auch Rassismus, wobei ich dazu jetzt zumindest für dieses Buch keine Quellen gefunden habe, ich denke aber dass man den Hass und die Vorurteile gegenüber den Robotern ggf. vergleichen kann. ↩︎

  2. Ausserdem ist es der Beginn der Robots Reihe, die irgendwann irgendwie in die Foundation Reihe übergeht. Darauf bin ich auch gespannt. ↩︎

Piranesi - Susanna Clarke

Wenn ich etwas nicht mag dann sind es Traum- und Drogensequenzen in Serien, Filmen, Videospielen und Büchern. Allzu kreative Autor:innen meinen hier all ihr Können zeigen zu müssen, mit viele Symbolik, sowie Potential für Interpretationnen. Und ich - der gerne Struktur mag - bin immer genervt. So ging es mir auf den ersten Seiten auch mit Piranesi. Alles wirkte wirr und genau so - wie ein seltsamer Traum.

Am besten ist Piranesi wenn man das Gelesene einfach akzeptiert und auf sich wirken lässt. Ein Wollknäuel, dass sich langsam entheddert, bis am Ende ein roter Faden vor einem liegt. Immer noch mit einigen Knoten, aber die sind okay. Oder wie es das Buch es selber sagt:

I realised that the search for the Knowledge has encouraged us to think of the House as if it were a sort of riddle to be unravelled, a text to be interpreted, and that if ever we discover the Knowledge, then it will be as if the Value has been wrested from the House and all that remains will be mere scenery.

Gerne würde ich das Gelesene vergessen, nur um es nochmal erleben zu können.

Ich hol kurz etwas aus: Vor einigen Wochen schrieb ich diesen kleinen Post zu dem Thema Zeitschleifen in Videospielen, anhand zweier Beispiele die unterschiedlicher nicht hätten sein können - Deathloop und 12 Minutes. Damit war das Thema an sich für mich abgeschlossen, wenn der Google/YouTube Algorithmus nicht anderer Meinung gewesen wäre. Vor ein paar Wochen wurde mir dann dieses Video von Jacob Geller in die die Recommend Section von YouTube geworfen.

Ich schaute es an und bemerkte (stolz) dass Jacob und Ich hier teils zu den selben Schlüssen gekommen sind, wenn auch seine Worte etwas besser waren. Und am Ende ging er aber noch auf eine dritte Geschichte ein. Through the Flash, eine Kurzgeschichte die auch in einer Zeirtschleife spielt, von der er sehr begeistert schien. Das hat mich neugierig gemacht, habe natürlich nachgeschaut worum es geht ist und bin auf diese Kurzgeschichtensammlung namens Friday Black von Nana Kwame Adjei-Brenjah gestoßen.

Wenn das Buch einen anschreit dass man es lese sollte, dann mach ich es auch. Danke für den Buchtip, Buch! Friday Black - Nana Kwame Adjei-Brenyah -FrontCover

Friday Black ist eine Anthologie, und davon bin ich bekanntlich eher nicht so Fan [1], zumindest in Buchform. Wenn ich die Stories alle zusammenfassen müsste, kommt am ehesten der Vergleich mit der Serie Black Mirror, nur mit starken Fokus auf gesellschaftliche Probleme. Und vorab: Es ist teils in seinen beschriebenen Worten und Taten sehr intensiv, vielleicht nicht für jeden geeignet. An manchen Stellen wäre sogar eine Content Warning ganz sinnvoll gewesen.

Das Buch hatte einige Highlights. Wie zum Beispiel die Eröffnungsgeschichte Finkelstein 5, in der es um den Gerichtsprozess eines Mannes geht der mit einer Kettensäge fünf schwarze Jugendliche "aus Notwehr" enthauptet hat, sowie die Auswirkungen nach seinem Freispruch. In eine ähnliche Kerbe schlägt Zimmer Land, in der Menschen dafür zahlen in einer Simulation eben solche Notwehrsituationen zu erleben.

Mit den Stories In Retail, How to Sell a Jacket As Told By IceKing sowie der titelgebenen Friday Black Kurzgeschichte geht es ganz tief in den Bereich Konsumkritik, Raubtiermentalität am Arbeitsmarkt sowie einen Black Friday Verkauf der Menschenleben kostet.

Und auch hervorzuheben ist The Era - eine Nachkriegswelt in der eine Gesellschaft auf Basis von Egoismus, schonungsloser Ehrlichkeit und sehr viel Aufputschmittel besteht. Eine Welt in der fast jeder Mensch ein A********h ist.

Friday Black - Nana Kwame Adjei-Brenyah - Backcover

Und dann noch die eingangserwähnte Through the Flash Geschichte. Ich verstehe schon warum Geller diese Geschichte noch einmal als Beispiel herangezogen hat, diese Geschichte war unglaublich gut und intensiv. Sie ist eindeutig das Highlight dieses Buches und alleine deswegen schon das ganze Buch wert. Ich bin mir sicher dass ich in 10 Jahren, wenn ich an dieses Buch nochmal denken sollte, ganz sicher zuerst einige Bilder aus dieser Story einfallen werden. Wow.

Und da ist auch schon ein bisschen das Problem, ein Problem dass ich generell mit vielen Kurzgeschichten-Sammlungen habe. Wenn das Setting und Handlung gut ist, würde ich gerne mehr davon haben. Und dazu: Viele Geschichten fühlen sich nicht auserzählt an, scheinen ein ganz bisschen - wirklich nur einen Tick - zu früh zu enden. Es fehlt immer etwas.

Tatsächlich habe ich öfter gedacht dass sich dieses Buch wie eine Sammlung von Pitches anfühlt. Als würde der Autor hier Ideen testen, sehen wollen welche davon er weiter ausarbeitet. Dieses Buch hat soviele Ansätze, aus vielen davon kann man einen eigenen spannenden Roman machen.

Schlussendlich: Friday Black ist eine Sammlung mit sehr vielen guten - und einigen wenigen schlechten Ideen [2]. Und mit Through the Flash hat es dazu auch noch ein Highlight, dass jeder gelesen haben sollte.


  1. Warum kann man hier nachlesen. Grob: Ich mag es nicht mich andauernd in ein neues Setting einzulesen. Und wenn eine Geschichte gut ist, dann will ich gerne mehr davon haben. Irgendwie so. ↩︎

  2. The Hospital Where und Lark Street waren für mich solche Fälle. ↩︎

Diese Lücke im Regal ärgert mich schon sehr lange.

Da inzwischen der letzte Teil der The Expanse Reihe Leviathan Falls erschienen ist [1] [2], habe ich in einer HauRuck Aktion alle bisherigen Teile nachträglich hier als Meinungsartikel und/oder Kurzreviews eingepflegt und drüber geschrieben.

Da ich hier aber gerne eine Reihenfolge nach Lesedatum haben würde sind diese jetzt erstmal sehr weit hinten einsortiert und nicht sofort ersichtlich [3], deswegen nochmal hier als Hinweis. Viel Spass!

Leviathan Wakes - ★ ★ ★ ★
Caliban's War - ★ ★ ★ ★
Abaddon's Gate - ★ ★ ★
Cibola Burn - ★ ★ ★
Nemesis Games - ★ ★ ★ ★ ★
Babylon's Ashes - ★ ★ ★ ★ ★
Persepolis Rising - ★ ★ ★ ★ ★
Tiamat's Wrath - ★ ★ ★ ★ ★


  1. Jedenfalls für andere, für mich scheinbar nicht. Da ich die Paperback Version haben wollte - soll im Regal ja schon etwas gleich aussehen. Ich bin dann wohl erst im Januar dran. ↩︎

  2. Witzigerweise ist bei Amazon der Taschenbuchpreis aktuell bei 30 Euro. Es gibt dieses parasitäre Phänomen (Scalping) scheinbar auch abseits des Grafikkarten und Konsolenmarkts. Ich hoffe ihr tretet alle demnächst auf einen Legostein. ↩︎

  3. Ausser ihr nutzt den RSS Feed, dann habe ich euch heute ziemlich zugespammt. Sorry. ↩︎

Nachdem ich vor ein paar Tagen Ancillary Sword gelesen habe und garnicht mal so begeistert war, habe ich direkt den dritten Teil begonnen. Zum einen, weil ich während Band 2 gemerkt habe dass ich zuviele Dinge aus dem ersten vergessen hatte, und - um es notfalls schnell hinter mir zuhaben falls ich es genauso anstrengend fand wie sein Vorgänger.

Ob es aber nun meine niedrigen Erwartungen waren oder das direkte weiterlesen, Ancillary Mercy war großartig!

Ancillary Mercy ist der dritte und letzte Teil der Space Opera von Ann Leckie

Auch dieser Teil knüpft direkt an den Vorgänger an - ist also auch eine direkte Fortsetzung - und der letzte Teil der Imperial Radch Trilogie. Und da der Vorgänger bereits alle Konzepte des Radch Imperiums ausreichend erläutert hat, ging es direkt zur Sache. Es gab eine reelle Gefahr - ein konkretes Ziel - und ein unmögliches Problem zu lösen.

Einen Großteil des Buches habe innerhalb der letzten 24 Stunden gelesen und konnte das Buch kaum weglegen. Zwar gab es auch ein paar "Lass uns mal Tee trinken und drüber reden" Momente mit etwas Exposition, aber die Verpackung war besser und relevanter.

Auch die Figuren bleiben in Erinnerung. Ob nun Hauptcharaktere, künstliche Intelligenzen, oder Nebenfiguren die nichtmal einen eigenen Namen zu haben scheinen - nur mit Nummern benannt sind - haben im Laufe des Buches ein paar interessante Facetten bekommen. Und es gibt sogar eine Art Comedy Relief.

Ann Leckie hat einen großartiges dritten Teil geschrieben, der noch viele Potential für weitere Geschichten aus diesem Universum bereithält [1]. Plotholes konnte ich zwar ein paar verorten, aber diese kann ich akzeptieren - wir reden hier von einer Space Opera, nicht von Hard Science Fiction. Und wie in den Teilen davor gab es eigentlich keinerlei vorhersehbare Storywendungen und erscheint im Nachhinein doch alles schlüssig.

Imperial Radch Trilogie - Side by Side - Cover Artwork von John Harris

Nebenbei erwähnen will ich die Cover Art von John Harris - ein Künstler der mir schon mit seiner Pastell-Aquarell Optik in den Old Mans War Büchern aufgefallen ist. Und die Cover aus dieser Reihe sind nebeneinander noch gleich viel hübscher als einzeln [2]. Falls also noch wer ein Weihnachtsgeschenk für mich sucht - ich hätte da eine Idee.

Schlussendlich: Weiterempfehlen würde ich die ganze Reihe aber erstmal nur bedingt. Die Bücher sind nicht sehr zugänglich -man muss bereit sein erstmal viele Dinge, Namen und Orte so hinzunehmen wie sie sind [3] und hoffen dass sie sich in Kontext der Geschichte noch erklären. Vermutlich bei einen der vielen Momente wo Tee getrunken wird . Zusätzlich erschwert von unaussprechlichen Namen [4] und einen nebulösen roten Faden. Wenn man aber auf sowas Bock hat, erlebt man eine großartige und überraschende Space Opera mit viel Tiefgang. Und leider einen schwächelnden Mittelteil.

Dieser Band: 5 von 5 - Volle Punktzahl.
Und die Imperial Radch Reihe insgesamt eher 3.5 - 4 von 5.


  1. Und gerade las ich auch, dass mit Provenance ein erster Spin-Off erschienen ist ↩︎

  2. Und natürlich genreüblich zeigen die Cover trotzdem mal wieder eigentlich nichts was irgendwas mit der Geschichte zu tun hat. Das Klischee dass auf dem Cover irgendwie ein Raumschiff abgebildet sein muss, ganz egal ob irgendwie relevant oder nicht, wird wohl nie sterben. Ehrlich, ich kann mich an kein einziges rotes Raumschiff erinnern. Wenigstens sind sie dieses Mal hübsch anzuschauen. ↩︎

  3. Show, don't tell - klappt leider nicht immer sehr zielsicher. ↩︎

  4. Darüber habe ich mich in Teil 1 und Teil 2 bereits ausgelassen, aber ich sag es nochmal Anaander Minaai und Rrrrrrrr. Was zum.... ↩︎

Der zweite Teil von Ann Leckies Imperial Radch Reihe und eine direkte Fortsetzung zu Ancillary Justice. Es schliesst direkt dort an wo der Vorgänger aufgehört hat. Die Protagonistin Breq - eine künstliche Intelligenz die einst ein großter Truppentransporter namens Justice of Toren war, nun aber nur noch einen menschlichen Körper besitzt - ist nun selber Schiffskapitän und beauftragt worden zum Athoek System zu fliegen und dieses zu überwachen. Sie richtet sich in der gleichbenannten Station ein, während im Reich der Radch ein seltsamer Bürgerkrieg entbrennt - als Folge der Geschehnisse aus Band 1.

Ancillary Sword - Ann Leckie - Imperial Radch #2

Ich hab gut und gerne zwei Wochen an diesem knapp 350 Seiten dicken Buch gesessen, denn genau wie der erste Teil ist das Buch so zugänglich wie traditionelles Chinesisch, was u.a. daran liegt dass Leckie Personen, Orte und Völker entweder mit zu vielen oder zu wenigen Vokalen benennt. Neben den Klassiker aus Band 1 wie Anaander Mianaai und Seivarden Vedaai, kommen jetzt noch Tisarwat, Dlique, Rawghd, Basnaaid oder Fosyf hinzu, die alle auf der Station Athoek leben [1]. Ich glaube immer noch dass die Autorin einfach eine Katze über ihre Tastatur laufen lässt, wenn sie einen Namen für irgendwas braucht

Ein weiterer Grund für mein langsames Vorankommen: Ich schätze dass gut die Hälfte meiner Bücher die ich im Jahr lese Englisch ist, denke sogar dass mein Leseverständnis auf Englisch eigentlich ganz gut sein sollte, aber die Sprache in diesem Buch ist schon noch eine andere Liga. Satzbau und Wortwahl und Struktur sind schon deutlich fortgeschritten und der Schreibstil sehr ausufernd [2]. Dazu kommt, dass die Hauptfigur mehrere Geschehnisse gleichzeitig wahrnehmen kann, so kann es sein dass mitten in einen Absatz sich der Schauplatz, Figuren und Thematiken ändern können. Zusammen mit der bereits angesprochenen gewöhnungsbedürftigen Namensgebung ist es teils schwer sich nach einer Unterbrechung wieder in das Buch einzulesen, gelegentlich musste ich Absätze neu anfangen, einfach nur weil ich gedanklich abgedriftet bin und nicht mitbekommen habe dass sich der Schauplatz gerade geändert hat.

Mit diesen beiden Punkten fällt das generische Femininum garnicht mehr auf, war es doch das Novum des ersten Teils.

Im direkten Vergleich zum Vorgänger, der immer eine gewisse Spannung und Gefahr in der Erzählweise hatte, ist dieser Teil auch etwas ruhiger. Die Geschichte lässt sich sehr viel Zeit, in der Tat weisst man bis zur Hälfte des Buches nie so wirklich worum es jetzt eigentlich in diesem Buch geht. Man lernt die neue Crew kennen, die Raumstation auf der man sich niederlässt. Die ethnischen Gruppen des Planeten, inkl. Kasten und Hierarchie. Und den Planeten selber, auf dem ca. 1/3 der Handlung spielt [3].
Dazwischen scheinen sich Dinge zu entwickeln, aber es ist stets unklar "wohin". Und das zieht sich auch zum Ende hin durch - ich kann jetzt z.B. in überhaupt nicht vorausahnen wie es im nächsten Teil weitergeht.
Es hat also die üblichen Mittelteil Probleme, die man aus anderen zusammenhängenden (Film) Trilogien kennt. Viel Exposition, Worldbuilding und Vertiefung, aber nicht wirklich etwas was die Gesamtgeschichte weiterbringt. Das hat dazu geführt dass insbesondere im zweiten Drittel die Geschichte einfach nicht vorwärts kam, die Figuren schienen nur noch zusammenzusitzen, Tee zu trinken und sich Exposition auszutauschen.

Bevor ich nur meckere: Gegen Ende passen alle Puzzleteile zusammen und es gibt ein paar Höhepunkte die in Erinnerung bleiben. Der Weg dahin ist aber etwas stolprig gewesen.

Bei einer Punktzahl wäre ich irgendwo zwischen 3 und 4, aber eher tendentiell eine 3.


  1. Nicht zu vergessen die allseits beliebte Alienrasse Rrrrrrr, die leider mal wieder viel zu kurz kommt und nur in kurzen Anekdoten Erwähnung findet. Ich weiss nichts über die Rrrrrrr, will aber jetzt schon ein Spin Off. ↩︎

  2. Ich erinnere mich dass ich mit der deutschen Übersetzung auch eine Probleme hatte, würde meine Probleme nicht unbedingt in der Fremdsprache sehen. ↩︎

  3. Eine subjektiv wahrgenommene Parallele zum ersten Teil: Leckie beschreibt Planeten gerne wie Western. Waren Teile aus dem ersten Band mit (Italo)-Western Motiven versehen (Mysteriöse Person / Lone Rider in einen Saloon, spontane Feuergefechte und Duelle, so Sergio Leone Kram. Oder "Leichen pflastern seinen Weg" Schnee-Western), hat Band 2 eher Motive aus US-Bürgerkrieg Südstaaten Western - am ehesten Vergleichbar mit dem Baumwollplantagen Setting eines* Django Unchained*. Das könnte ich mir aber auch komplett einreden. ↩︎

Jeder der irgendeine SocialMedia Seite in den letzten Tagen geöffnet hat, dürfte nicht entgangen sein dass Spotify seinen jährlichen Jahresrückblick veröffentlicht hat. Daraufhin kommen dann auch die jährlichen Reaktionen dass "sich niemand für deinen Musikgeschmack interessiert". Tja, doch. Ich. Bitte lasst euch von solchen Leuten nicht verunsichern, ich sprach mit einigen, die haben keine Ahnung! Es ist der perfekte Moment für das Entdecken neuer Musik, ausserhalb der eigenen Komfortzone. Schau, ich schreib sogar einen eigenen Blogartikel darüber! Einen viel zu langen Blogartikel, wohlgemerkt. Mit vielen Fussnoten und Sidestories.

Top Genres in 2021

Mit ca. 70.000 Minuten - dass sind 1167 Stunden - habe ich im Jahr 2021 insgesamt 48,5 Tage mit Musik verbracht. Und damit bin ich, zumindest nach einen schnellen Vergleich mit meiner Instagram Bubble noch nicht mal ganz weit oben. Und ist da auch nicht die Zeit drin, die ich auf YouTube verbracht habe mit Sample Digging, oder analog eine Platte gehört.

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Dieses Buch habe ich vor ca. zwei Jahren bereits einmal begonnen und nach ziemlich genau der Hälfte abgebrochen. So richtig konnte ich mich nicht mehr erinnern warum ich es abgebrochen habe, konnte mich aber erinnern dass ich das Grundsetting sehr faszinierend und spannend fand.

Picknick am Wegesrand

Also worum gehts: Die Erde wurde besucht. Von Aliens. Vermutlich. Das weiß nämlich keiner so richtig, da niemand sie gesehen hat, nur ihre Hinterlassenschaften. In mehreren Zonen weltweit gibt es Bereiche die sich über Nacht verändert habe. Es gibt seltsame Phänomene und mysteriöse Artefakte. Und insbesondere letztere lockt Schatzjäger (Stalker) an, die diese bergen und gewinnbringend verkaufen. Ein gefährlicher Job, denn Naturgesetze scheinen keine Rolle mehr zu spielen und ein Trip in eine Zone ist mit hohen Risiko verbunden.

Klingt cool, nicht? Fand ich auch. Doch dann hab ich schnell rausgefunden warum ich das Buch damals nicht beendet habe.

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