Dune - Frank Herbert

Als ich vor einigen Jahren den Trailer zu dem neuen Film von Denis Villeneuve sah, war mir klar, dass es langsam mal Zeit wird dass ich das eine Buch mal lese, dass ich mir schon so lange vorgenommen habe: Dune. Irgendwie hat es mich immer fasziniert. Es gab diesen ominösen Film von David Lynch mit Kyle MacLachlan, Sting und Cpt. Picard, dieses riesige Universum dass unzählige Bücher umspannt. Und dann gleichzeitig gegensätzlich die Aussage von Leuten wie Niklas oder Marcel die das Buch einfach nicht mochten, zu anstrengend zu lesen fanden. Letzteres hat dann dafür gesorgt, dass ich dieses ewige Todo Item in meinen Bücher Backlog lange Zeit aufgeschoben habe, auch wenn es schon in meinen Regal stand [1]

Nun. Ihr könnt aufatmen. Ich hab es jetzt gelesen. Und ich habe eine Meinung dazu.

Dune - Frank Herbert - Frontcover - Ich frag mich ob es bald ein Mayor Motion Picture gibt?

Ja, das Buch braucht seine Zeit um in Fahrt zu kommen. das komplette erste Drittel kann eigentlich komplett als Exposition gewertet werden. Wir lernen über die Häuser Atreides und Harkonnen, Über den Imperator. Über das Spice/Melange. Die Raumfahrergilde. Den Orden der Bene Gesserit. Den Kweisat Irgendwas. Die Fremen. Warum es keine Computer gibt, dafür aber sogenannte Mentats. Und am wichtigsten: Dass sich am Ende des Buches ein Glossar befindet dass irgendwie etwas Sinn in das ganze Gebrabbel bringt. Und was soll ich sagen - ich war intrigued.

Die Lore hinter Dune bzw. den ganzen Universum ist teils so kryptisch, dass sie mich an ein From Software Spiel erinnert hat. Es gibt immer wieder Andeutungen auf Ereignisse, es gibt zu jedem Kapitel kleine Auszüge aus Texten und Büchern die weit in der Zukunft über Paul-Mua'dib geschrieben wurden und es hat mir schon Spass gemacht wie sich das ganze Stück für Stück zu einem Puzzle zusammengesetzt hat. Auch wenn das Ergebnis mir eigentlich garnicht gefällt - ich habe ein Welt/Universum die so stark von Religion geprägt ist etwas verstörend empfunden.

Auch weiss ich nicht ob das Buch gut gealtert ist. Die Rolle der Frau ist tiefstes Mittelalter und eigentlich wird jede Frau im Buch entweder als schrullig oder direkt unterwürfig bezeichnet. Paul selber nimmt schnell die Rolle des lernenden, weissen Mann von ausserhalb der den Frieden bringt. Eine Mischung aus Lawrence von Arabien und Der mit dem Wolf tanzt [2]. Bloss dass Paul seine Arroganz behält und einfach nicht mögbar ist. Es fehlt der Redemption Arc. Er weiss um seine Rolle bei den Fremen und nutzt diese aus. Nur am Ende ist er etwas traurig dass Freunde plötzlich blinde Gefolgsleute sind [3]

Tatsächlich hat fast jede Person im Buch mehr Charakterentwicklung als Paul. Der Antagonist Vladimir Harkonnen - so comicbuch-böse er auch sein mag - hat seine Momente die ihn trotz aller Klischees interessant wirken lassen und die Kapitel die zeigten wie er sich mit all den auftretenden Seiteneffekten seines Intrigenspiels abmüht waren kleine Highlights.

Matrix, Star Wars, Neuromancer.... Die Buchrückseite sagt uns mehr oder weniger - "vor den bekannten SciFi Dingen gab es auch andere SciFi Dinge"

Vielleicht ist dies auch einer der Gründe warum Herbert immer wieder interne Monologe in die Geschichte einbaut, Erklärungsversuche warum Dinge so sind, dass alles einen Grund hat, aber die Figuren nicht unbedingt damit zufrieden sind wie Dinge aktuell stehen. Ein Gespräch zwischen zwei Personen wird immer von einem Off Kommentar und den jeweiligen Gedankengängen der Figuren begleitet. Interessant, aber irgendwie auch ein bisschen faul. Sehr oft tragen diese Gedanken auch nichts zur Geschichte bei.

Ansonsten noch:

  • Es gab einige Enthüllungen, Andeutungen und angeschnittene Geschichtsstränge, sogar schon relativ früh im Buch, die einfach nirgendwo hinführen.
  • Alia, so beschrieben wie im Buch, war verstörend [4]
  • Die Bene Gesserit und Paul sind mehr oder weniger Jedi. Die Voice erinnert an eine basiertere Version eines Jedi Gedankentricks und mit den Kampffähigkeiten fehlen eigentlich nur noch Lichtschwerter.
  • Das Cover meines Buches hat die Aufschrift "Soon a Mayor Motion Picture" als Pseudo Aufkleber. Ich hasse sowas.
  • Tatsächlich ist die 25 Anniversary Edition von 1990 viel besser anzusehen, als die aktuelle 50th Anniversary. Wenn ich vorhaben würde die anderen Bände auch alle zu lesen, wären diese vielleicht die bessere Wahl. Auch wenn in der Neuauflage auch hier ein Pseudo Sticker draufgedruckt ist.

Ich hab ja eigentlich echt viel zu meckern, aber wenn mich ein Buch nach dem Lesen noch weiter beschäftigt und ich soviel Spass mit dem Erkunden der WeltenLore verbringe, dann scheint das Buch mich schon irgendwie begeistert zu haben. Ich würde es nicht jedem empfehlen, dafür sind einige Elemente schlecht gealtert und die Erzählung für manchen schlicht zu langatmig, aber rein subjektiv hat es sich für mich gelohnt.


  1. Dies hat dann auch dazu geführt dass ich mir den ersten Teil des eingangs erwähnten Films damals NICHT im Kino angeguckt habe, wobei es eigentlich ein Film ist den man im Kino gesehen haben sollte. Wusste aber gleich, dass ich dann das Buch erst recht nicht lesen würde. Tatsächlich habe ich ja nicht mal den ersten Film - oder die Miniserie - gesehen. Wollte ich mich komplett unvoreingenommen diesen Buch widmen ↩︎

  2. Oder Pocahontas, die Story ist fast indentisch ↩︎

  3. Soweit ich gesehen habe, ist dies ein Thema dass im zweiten Buch - Children of Dune - behandelt wird. Andererseits wusste Herbert beim Schreiben noch nicht ob es jemals ein zweites Buch geben wird. Man muss hier wohl selbst entscheiden wieviel Gewicht man diesen Schwachpunkt in der Narrative gibt. ↩︎

  4. Und wo ich jetzt inzwischen auch den 1984 Film gesehen habe, dort auch. ↩︎

Cover: Dune

Frank Herbert

Dune

Hodder Paperback,

Jul 16, 2015
592 Seiten

ISBN: 0340960191 (ISBN-13: 0340960191)

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Cover: Dune – Der Wüstenplanet

Frank Herbert

Dune – Der Wüstenplanet

Heyne Verlag,

Aug 09, 2021
Seiten

ISBN: 3453321227 (ISBN-13: 3453321227)

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