“We should forgive our enemies, but not before they are hanged.”

Mit diesem Zitat von Heinrich Heine beginnt der zweite Teil von Joe Abercrombie's First Law Reihe, erklärt dadurch den Titel und setzt die Stimmung die einem in dieser (Dark?) Fantasie Geschichte erwartet. Brachiale Gewalt, Reisen durch seltsame Länder, Intrigen, Verschwörungen, ... . Dieses Buch hat alles. Und es war toll.

Before They Are Hanged - Joe Abercrombie (The First Law #2)

War "The Blade Itself" für mich eher ein Setup für das Worldbuilding, welches eher nur lose eine zusammenhängende Geschichte erzählt und erst sehr spät anfing seine Stärken auszuspielen, macht der zweite Teil sehr viel richtig. Die Figuren sind alle inzwischen in den Köpfen etabliert und können sich weiterentwickeln. Das Worldbuilding wird weiter voran getrieben und es macht mehr und mehr Spass etwas über "The Circle of the World" zu erfahren. Wie ist die Welt entstanden, Schöpfungsmythologie, alte zerfallene Reiche und Konflikte, es gibt eine eigene Heldensage - ähnlich dem Olymp oder Asgard. Spannend.

The Circle of the World - Map by Adam Whitehead

Und ja - es ist brutal. Abercrombie beschreibt Folter- und Kriegsszenen so, dass man manchmal einfach weggucken will. Es gibt immer wieder Gewaltausbrüche, aber so gut beschrieben dass man ein Gefühl von Ekel und Faszination erlebt. Definitiv nichts für schwache Nerven. Wobei die meisten dieser Szenen von den Charakteren zumindest nicht unreflektiert behandelt werden. Es gibt innere Konflikte und Verarbeitungen über das geschehene und die Gewalt scheint nicht NUR der Gewalt wegen im Buch zu sein, tragen zur Figurenentwicklung bei.

Auch interessant, in diesem, als auch im letzten Buch geht es im weitesten Sinne um Konflikte zwischen Imperien und Königreichen, aber nicht einmal kommt ein solcher Herrscher als Figur vor, es wird über diese gesprochen, was sie machen, was sie tun, aber das ganze Narrative ist komplett auf den unteren Ebenen. Und hier passiert viel: Wie ich schrieb, Band 1 war eher ein Setup, in diesem Teil konnten sich Figuren entwickeln. Glaubwürdig entwickeln, vielleicht nicht immer komplett unvorhersehbar, aber trotzdem überraschen. Die Figur des Inquisitors Glotka ist hier vermutlich am besten gezeichnet, eine gemeinere, ruchlosere Version eines Tyrion Lannisters aus Game of Thrones.

Ich habe in meinem Leben noch nicht viel Fantasy gelesen. Ich kenne die Herr der Ringe Bücher, sah Game of Thrones, und sonst war ich vermutlich eher im Videospielbereich mit dem Genre in Kontakt. Mir fehlen also ein bisschen die Vergleichsmöglichkeiten, aber was ich bisher zu der "First Law" Saga* sagen kann ist: Es macht verdammt viel Spass und ich freu mich auf Band 3!