The Fall of Hyperion - Dan Simmons

Ich habe dieses Buch gerade erst zugeklappt und bin mir noch nicht sicher, ob das Gefühl Bestand haben wird – aber im Moment glaube ich, dass dieses Buch, zusammen mit seinem Vorgänger, ein 6-Sterne-Buch für mich ist. Warum?
Schaut man auf die zahlreichen Bestenlisten der Science-Fiction-Literatur, taucht Hyperion – der erste Teil – fast immer weit oben auf. Der direkte Nachfolger The Fall of Hyperion dagegen wird erstaunlich selten erwähnt. Seltsam eigentlich, denn Hyperion ist im Grunde nur die erste Hälfte einer durchgehenden Geschichte, was man unschwer daran erkennt, dass es einfach mitten im Geschehen endet.
Laut Dan Simmons war diese Zweiteilung eine Entscheidung des Verlags – ursprünglich war keine Duologie geplant.[1] Rückblickend wirkt das fast absurd, denn die Fortsetzung könnte in ihrer Form kaum anders existieren.
Zur Erinnerung: Teil 1 erzählt von sieben Pilgern, die auf dem Weg zu den mysteriösen Time Tombs auf dem nicht weniger mysteriösen Planeten Hyperion sind und sich gegenseitig ihre Lebensgeschichten offenbaren. Jede dieser Geschichten folgt einem eigenen Subgenre und Stil – Reisetagebuch, Philosophie, Film Noir … ein wilder Mix, der vermutlich auch erklärt, warum Hyperion so gefeiert wird – und warum der Nachfolger polarisiert.
The Fall of Hyperion bricht komplett mit diesem Konzept. Statt vieler Stimmen gibt es nun einen neuen, externen Charakter als zentralen Erzähler – Beobachter der Pilger und zugleich Verbindung zur Welt jenseits Hyperions, der Hegemonie. Die Geschichte ist deutlich kohärenter strukturiert und entfaltet sich nun als ein Genre-Mosaik: eine Space Opera mit Elementen aus Science Fiction, Fantasy, Thriller, Mystery und einem Hauch Cyberpunk.[2]

Mehr noch: Hyperion wirkt im Rückblick fast wie ein übergroßer Prolog. Ein sorgfältiges Setup für dieses Buch – eine Einführung in die Lore des Universums, in die politischen Fraktionen und in das Mysterium des Shrike. Erst auf dieser Basis beginnt Simmons hier, die eigentliche epische Geschichte zu entfalten, die sich Schicht für Schicht öffnet und am Ende mit einem Schlag in sich zusammenfügt.
Und es geschieht unglaublich viel: Irgendwann im ersten Drittel habe ich ungläubig auf die verbleibenden Seiten geschaut und mich gefragt, was dieses Buch noch mit mir vorhat – denn das Tempo der Entwicklungen entspricht sonst eher dem Finale anderer Romane.
Ob die sechs Sterne langfristig bleiben, weiß ich nicht. Aber in dem Moment, als ich das Buch schloss, hatte ich das Gefühl, gerade Zeuge von etwas Epischem gewesen zu sein. Ein Gefühl, das ich zuletzt bei der Trisolaris- / Three-Body-Problem-Trilogie hatte.