Heaven's River - Dennis E. Taylor

Vier Jahre sind vergangen, seit ich das letzte Buch der Bobiverse-Reihe gelesen habe. Und heute weiß ich auch, warum ich so lange gezögert habe.
Die ersten drei Bände waren mehr als bloß unterhaltsam – sie waren ein Fest für jeden Science-Fiction-Fan. Erinnerst du dich? Bob erwachte 117 Jahre nach seinem Tod – als künstliche Intelligenz – erneut in einer Von-Neumann-Sonde und machte sich auf, das All zu erkunden. Er schuf Kopien seiner selbst, entdeckte fremde Welten und rettete nebenbei die Menschheit. Diese Werke waren echte Page-Turner.
Da diese Bände für sich abgeschlossen waren, ignorierte ich den vierten Teil zuerst. Rückblickend eine gute Entscheidung: Es wirkt fast so, als hätte der Autor sich in der eigenen Geschichte verfangen.
Die Ausgangslage klingt vielversprechend: Unser ursprünglicher Bob begibt sich auf die Suche nach seinem verschwundenen Replikanten „Bender“, dessen Verschwinden in früheren Bänden immer wieder thematisiert wurde. Doch was als solide Prämisse beginnt, verstrickt sich zunehmend in Wiederholungen, Nebenschauplätzen und einer Handlung, die kaum vorankommt.
Der Großteil der Handlung entfaltet sich in der Welt der Quinlan – wiesel-bis biberartiger Wesen, die in einer riesigen Topopolis namens _Heaven's River _leben. Bob schlüpft undercover in einen Quinlan-Androidenkörper, um diese Gesellschaft auszuspionieren und zu durchdringen. Doch das Muster bleibt gleich: Bob betritt eine Stadt, entdeckt etwas über die Quinlan, gerät in Gefahr, flieht — und das Ganze beginnt von neuem. Später dann: Anheuern mit Boot, Fracht verstecken, Verfolgung, Flucht. Immer wieder. Und irgendwann wirkt das Ganze nicht mehr wie Spannung, sondern wie Déjà-vu.
Die Quinlan-Welt wirkt langatmig und farblos. Wir haben eine Milliarde SciFi Rohr und dennoch sieht alles gleich aus. Vielleicht sollte ein Hauch Mystery etwas Spannung erzeugen — tatsächlich bleibt jedoch vieles vorhersehbar und leer. Immer neue Figuren tauchen auf, nur um dann sang- und klanglos zu verschwinden. Eine klassische Anwendung von Chekhov's Gun — doch abgefeuert wird sie nie.
Ungefähr 70 % des Romans bestehen aus diesem schleppenden Untergrund-Plot. Die restlichen 30 % widmen sich den anderen Bobs in der Galaxie: Ein fad wirkender „Bürgerkrieg“, eine unnötige Verschwörung im Hintergrund — beides kaum mitreißend — und mehrere Füllkapitel, darunter eine willkürliche Dungeons-and-Dragons-RPG-Session. Dazu kommt eine unglückliche Kapitelstruktur, die in diesem Buch einfach nicht funktioniert.
Mit rund 600 Seiten ist dieses Buch mehr als doppelt so umfangreich wie seine Vorgänger - und erzählt dabei bemerkenswert wenig. Die Spannungskurve bleibt flach wie eine Quinlan-Flosse, die Nebengeschichten sind größtenteils belanglos, die Erzählstruktur zerfahren. Es wirkt, als hätte der Autor eine - aus seiner Sicht - gute Idee gehabt und versucht, das ganze Gerüst krampfhaft zusammenzuschustern — doch der Funke wollte bei mir nicht überspringen.
Die ersten drei Bände haben sich viele Sympathiepunkte bei mir erarbeitet. Ich bin noch immer versucht, den bereits erschienen fünften Band zu lesen — doch meine Erwartungen bleiben vorerst niedrig.