Anya Taylor-Joy als Furiosa - Copyright: Warner Bros, 2024

Gestern habe ich "Furiosa - A Mad Max Saga" (Wikipedia) gesehen. Der Vorgänger Mad Max: Fury Road ist – meiner Meinung nach – einer der besten Actionfilme, die jemals produziert wurden und steht ziemlich weit oben auf meiner persönlichen „Best Movie Ever Made“-Liste [1]. Dieser Film – auch wenn er kein Mad Max-Film im klassischen Sinn ist – tritt also in große Fußstapfen. Im Verlauf dieses Textes werde ich den Film SEHR oft mit dem Vorgänger vergleichen.

Der Film erzählt die Geschichte von Furiosa, bekannt aus "Fury Road" und damals von Charlize Theron verkörpert. Er zeigt, wie sie zu Immortan Joe kam, wie sie zur Imperatorin wurde und warum sie den Truck fährt oder was mit ihrem Arm passiert ist.

Und tatsächlich ist hier interessant: alles, die Figur des Dementus, die Idee eines Furiosa-Spin-offs, die komplette Lore wurde von Regisseur George Miller bereits in den 90ern erarbeitet. So tauchen im Film einige Figuren [2] auf, die vielleicht aus dem Mad Max-Videospiel aus dem Jahr 2015 bekannt sind [3].

Nun: Die Reviews, die ich vorab gelesen und gesehen habe, haben mich leider auf einen mittelmäßigen Actionfilm vorbereitet. Der Trailer wirkte auch wie das Gegenteil von "Fury Road" – unter anderem wegen zu viel CGI.

Vielleicht waren es die niedrigen Erwartungen, aber mir hat der Film ziemlich Spaß gemacht. Anya Taylor-Joy [4] kann vermutlich einfach alles spielen – und auch wenn es relativ wenig Dialoge von ihr gab, wenn sie eins kann, dann starren. Und Chris Hemsworth war ein großartiger Antagonist, vielleicht sogar mein persönliches Highlight [5].

Im Gegensatz zu allen anderen Filmen des Franchises hat Furiosa ein eher episodenhaftes Format [6]. Aber nicht falsch verstehen, zwar gibt es im Vergleich eindeutig mehr Dialoge als im Vorgänger [7], aber das Kernstück ist immer eine spektakuläre Actionszene. Diese fallen zwar nie ganz so episch aus wie bei Fury Road[8], aber sind durch die Bank gut choreografiert, gestaltet und spannend.

So ganz hat Miller und/oder Warner Bros aber nicht auf das Zugpferd Furiosa gesetzt. Zum einen, weil die Figur Mad Max im Film nicht vorkommt, dennoch aber im Filmtitel erwähnt wird. Und zum anderen, weil es im Film eine Figur gibt, die eindeutig Mad Max ist – im Sinne von Charakter, Persönlichkeit, Auftreten. Hier hätte ich mir etwas mehr Mut gewünscht.

Zum Beispiel hätte ich viel mehr von Furiosas Mutter gesehen, verkörpert von Charlee Fraser. Von der Ausstrahlung her eine perfekte 80er-Jahre-Actiondarstellerin, in ihren Szenen eine fast stoische, pragmatische Verkörperung einer Art Terminator-Mutti. Diese Figur hätte viel mehr Screentime verdient gehabt.

Nein, der Film ist auf keinen Fall auf einem Level mit Fury Road, vermutlich nicht mal ansatzweise. Aber dennoch einer der besten Actionfilme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, und ich wünsche mir wirklich, dass er noch etwas mehr Beachtung findet. Sollte der Film kein Erfolg werden, sind die Chancen auf ein Mad Max - The Wasteland wohl gleich Null. Auch weil Miller demnächst 80 wird.


  1. die durchaus nur in meinem Kopf existiert ↩︎

  2. Spoiler: Scrotus oder Chumbucket ↩︎

  3. Dies bedeutet nicht, dass das Spiel kanonisch ist, sondern dass die Avalanche Studios damals Zugang zu Millers Plan hatten und sich hier frei bedienten. Tatsächlich mag Miller das Spiel nicht besonders. Ich finde, es hat die besten Motorengeräusche, die ich jemals in einem Videospiel gehört habe. ↩︎

  4. Ist es erlaubt, so oft den Buchstaben y im Namen zu haben? ↩︎

  5. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass die Gesichtsveränderungen durchaus den Zweck hatten, keine Assoziationen mit seiner Rolle als Thor zuzulassen ↩︎

  6. inklusive Kapiteleinblendungen und allem Drum und Dran ↩︎

  7. …aber das Drehbuch passte damals vermutlich auch auf ein Post-it ↩︎

  8. Als ich am Ende des ersten Akts von Fury Road das Fade-to-black auf die Leuchtfackel im Sandsturm sah, wollte ich aufstehen und applaudieren ↩︎