Der zweite Teil von Ann Leckies Imperial Radch Reihe und eine direkte Fortsetzung zu Ancillary Justice. Es schliesst direkt dort an wo der Vorgänger aufgehört hat. Die Protagonistin Breq - eine künstliche Intelligenz die einst ein großter Truppentransporter namens Justice of Toren war, nun aber nur noch einen menschlichen Körper besitzt - ist nun selber Schiffskapitän und beauftragt worden zum Athoek System zu fliegen und dieses zu überwachen. Sie richtet sich in der gleichbenannten Station ein, während im Reich der Radch ein seltsamer Bürgerkrieg entbrennt - als Folge der Geschehnisse aus Band 1.

Ancillary Sword - Ann Leckie - Imperial Radch #2

Ich hab gut und gerne zwei Wochen an diesem knapp 350 Seiten dicken Buch gesessen, denn genau wie der erste Teil ist das Buch so zugänglich wie traditionelles Chinesisch, was u.a. daran liegt dass Leckie Personen, Orte und Völker entweder mit zu vielen oder zu wenigen Vokalen benennt. Neben den Klassiker aus Band 1 wie Anaander Mianaai und Seivarden Vedaai, kommen jetzt noch Tisarwat, Dlique, Rawghd, Basnaaid oder Fosyf hinzu, die alle auf der Station Athoek leben [1]. Ich glaube immer noch dass die Autorin einfach eine Katze über ihre Tastatur laufen lässt, wenn sie einen Namen für irgendwas braucht

Ein weiterer Grund für mein langsames Vorankommen: Ich schätze dass gut die Hälfte meiner Bücher die ich im Jahr lese Englisch ist, denke sogar dass mein Leseverständnis auf Englisch eigentlich ganz gut sein sollte, aber die Sprache in diesem Buch ist schon noch eine andere Liga. Satzbau und Wortwahl und Struktur sind schon deutlich fortgeschritten und der Schreibstil sehr ausufernd [2]. Dazu kommt, dass die Hauptfigur mehrere Geschehnisse gleichzeitig wahrnehmen kann, so kann es sein dass mitten in einen Absatz sich der Schauplatz, Figuren und Thematiken ändern können. Zusammen mit der bereits angesprochenen gewöhnungsbedürftigen Namensgebung ist es teils schwer sich nach einer Unterbrechung wieder in das Buch einzulesen, gelegentlich musste ich Absätze neu anfangen, einfach nur weil ich gedanklich abgedriftet bin und nicht mitbekommen habe dass sich der Schauplatz gerade geändert hat.

Mit diesen beiden Punkten fällt das generische Femininum garnicht mehr auf, war es doch das Novum des ersten Teils.

Im direkten Vergleich zum Vorgänger, der immer eine gewisse Spannung und Gefahr in der Erzählweise hatte, ist dieser Teil auch etwas ruhiger. Die Geschichte lässt sich sehr viel Zeit, in der Tat weisst man bis zur Hälfte des Buches nie so wirklich worum es jetzt eigentlich in diesem Buch geht. Man lernt die neue Crew kennen, die Raumstation auf der man sich niederlässt. Die ethnischen Gruppen des Planeten, inkl. Kasten und Hierarchie. Und den Planeten selber, auf dem ca. 1/3 der Handlung spielt [3].
Dazwischen scheinen sich Dinge zu entwickeln, aber es ist stets unklar "wohin". Und das zieht sich auch zum Ende hin durch - ich kann jetzt z.B. in überhaupt nicht vorausahnen wie es im nächsten Teil weitergeht.
Es hat also die üblichen Mittelteil Probleme, die man aus anderen zusammenhängenden (Film) Trilogien kennt. Viel Exposition, Worldbuilding und Vertiefung, aber nicht wirklich etwas was die Gesamtgeschichte weiterbringt. Das hat dazu geführt dass insbesondere im zweiten Drittel die Geschichte einfach nicht vorwärts kam, die Figuren schienen nur noch zusammenzusitzen, Tee zu trinken und sich Exposition auszutauschen.

Bevor ich nur meckere: Gegen Ende passen alle Puzzleteile zusammen und es gibt ein paar Höhepunkte die in Erinnerung bleiben. Der Weg dahin ist aber etwas stolprig gewesen.

Bei einer Punktzahl wäre ich irgendwo zwischen 3 und 4, aber eher tendentiell eine 3.


  1. Nicht zu vergessen die allseits beliebte Alienrasse Rrrrrrr, die leider mal wieder viel zu kurz kommt und nur in kurzen Anekdoten Erwähnung findet. Ich weiss nichts über die Rrrrrrr, will aber jetzt schon ein Spin Off. ↩︎

  2. Ich erinnere mich dass ich mit der deutschen Übersetzung auch eine Probleme hatte, würde meine Probleme nicht unbedingt in der Fremdsprache sehen. ↩︎

  3. Eine subjektiv wahrgenommene Parallele zum ersten Teil: Leckie beschreibt Planeten gerne wie Western. Waren Teile aus dem ersten Band mit (Italo)-Western Motiven versehen (Mysteriöse Person / Lone Rider in einen Saloon, spontane Feuergefechte und Duelle, so Sergio Leone Kram. Oder "Leichen pflastern seinen Weg" Schnee-Western), hat Band 2 eher Motive aus US-Bürgerkrieg Südstaaten Western - am ehesten Vergleichbar mit dem Baumwollplantagen Setting eines* Django Unchained*. Das könnte ich mir aber auch komplett einreden. ↩︎