Und weiter ging es direkt mit dem zweiten Band der originalen Foundation Trilogie, der den lieblosen Namen: "Foundation und Imperium" trägt. Im Gegensatz zum ersten Band, ist die Fortsetzung etwas fokussierter. Diesmal gibt es nur zwei Geschichten: "Der General" und "Das Maultier" - und spätestens beim Titel der zweiten Geschichte habe ich bereut diese Serie auf Deutsch zu lesen, aber gut. Kommen wir zuerst zum General.

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"Der General" ist die erste und deutlich kürzere Geschichte und der einzige Grund warum das Wort Imperium im Titel vorkommt. Von der Spannungskurve und Prämisse passt diese Story eigentlich besser zu den Geschichten von Band 1. Sie war nicht sonderlich spektakulär, aber langweilig auch nicht. Alles in allem eine kleine Nebengeschichte, die allerdings sehr schnell von der zweiten überflügelt wird.

"Das Maultier" nimmt fast 2/3 des Buches ein und ist der erste Versuch die Foundation in eine etwas übergreifende Story einzugliedern und entfernt auch gleichzeitig ein Sicherheitsnetz der Foundation - denn da bisher alles immer unter dem Motto "Die vorhergesagte Wahrscheinlichkeit schützt uns sowieso" lief, gab es in diesem Fall deutlich mehr Spannung. Und auch als ich dachte ich hätte das Ende schon vorhergesagt, wurde ich doch tatsächlich etwas überrascht. Nicht viel. Aber etwas.

Da den Geschichten mehr Raum gegeben wird, kann man dieses Mal auch von "Charakterzeichnung" reden. Nur auf rudimentärer Ebene, aber im Vergleich zum ersten Teil kann man sich eigentlich nur steigern.

Alles in allem war ich gut unterhalten, wünschte mir aber die "Maultier" Geschichte wäre in sich geschlossener und würde nicht nur als Cliffhanger dienen. Dann muss ich wohl direkt weiterlesen.

So. Isaac Asimov. Einer der ganz großen und vermutlich - neben Philip K. Dick - DER Science Fiction Autor mit dem größten Einfluss auf das Genre wie wir es heute kennen. Und mit Foundation legte er wortwörtlich das Fundament für mehrere vage verbundenen Reihen. Grund genug es mir mal anzugucken.

Die Foundation Trilogie

In der fernen Zukunft gibt es ein imperiales Kaiserreich dass die gesamte Galaxis umspannt. Ein Mathematiker entwickelt Psychohistorik [1] und sagt errechnet den bevorstehenden Untergang ebendiesen Kaiserreichs voraus. Daraufhin errechnet er einen Plan um das kommende Dunkle Zeitalter so kurz wie möglich zu halten und setzt er sich mit einer Gruppe Wissenschaftler am Rande des Universums ab um die "Foundation" für ein neues Imperium in der fernen Zukunft zu legen.

Ganz ehrlich, meine Erwartungen waren niedrig. Von anderen habe ich Kritiken gehört die die Worte "langweilig" beinhalten [2] und die neueren Kommentare auf Goodreads scheinen es zu bestätigen. Und generell bin ich skeptisch gegenüber alter SciFi Schreibe, meistens ist das Pacing und Sprache schon etwas "altertümlich". Um so erfreulicher fand ich es, dass es mir so ganz und garnicht vorkam. Das könnte vielleicht daran liegen dass ich hier die deutsche Übersetzung vor mir liegen habe und dass sie etwas weniger sperrig ist? Vielleicht auch an der generellen nierigen Erwartung.

Man merkt jedenfalls eindeutig das Foundation ein Kind seiner Zeit ist. Science Fiction war ein junges Genre und viele Dinge die heute als Grundausstattung eines "Weltraum Science Fiction" Romans gelten, gab es nicht. Diese Abwesenheit von gängigen Tropes ist irgendwie ziemlich erfrischend. Kein Technoblabla, und wenn nur angedeutet. Raumschiffe existieren zwar, aber ich kann mich nicht erinnern dass irgendwie irgendwo beschrieben wurde wie diese aussehen, und ein "Hyperraumantrieb" wurde auch nur angedeutet. Das Weltall war in den 50ern halt kleiner. [3]

Das Weltall scheint mir auch - zumindest in Band 1 - eher ein optionales Setting zu sein. Eigentlich könnte es auch im Mittelalter oder in einer Fantasywelt spielen. Es gibt Kaiser- und Königreiche, Aberglaube und Religion ist ein Bestandteil der Story, Raumschiffe könnten von ihrer Beschreibung auch Pferde sein und einige Zivilisationen entwickeln sich fast zu Stämmen zurück - jedenfalls wird (zu) oft das Wort Barbarei genutzt.

Gut - ok... , keine Raumschiffe, kein PewPewPew, keine gängigen Tropes... was bleibt dann noch? Diplomatie!
Foundation ist ein Buch über diplomatische Beziehungen. Es wird geredet, geredet und geredet. Eigentlich besteht die Geschichte fast nur aus Dialogen. Und dort spielt auch die komplette Charakterzeichung ab, d.h. eigentlich gibt es keine Charakterzeichnung. Die Guten sind gut und gerissen. Die Bösen meist plumb und arrogant. Ende. Sehr viel mehr lässt das episodenhafte Format auch nicht zu. Damit muss man leben können - vielleicht auch der Grund wieso dieses Buch heute nicht mehr so gut ankommt.
Mir jedenfalls hat es gefallen und stehe jetzt vor dem Problem dass ich nicht weiß mit welcher Reihenfolge ich jetzt an die Serie rangehen . Chronologisch? Nach Publikationsdatum? Die Asimov Reihenfolge? [4]

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  1. Eine Art Mathemathik dass auf Massenpsychologie beruht, eigentlich aber eher an Determinismus erinnert ↩︎

  2. Zum Beispiel von Marcel, der ruhig mal wieder etwas posten könnte. ↩︎

  3. Und dann gibt es noch die Atomenergie. Everyhing is Atom. Kein Wunder - zur Veröffentlichung der Kurzgeschichten war Atomenergie noch neu, risikoarm und ein mögliches Fundament der Zukunft. So kommt es dass es tragbare Atomreaktoren gibt, Atomgranaten, Atompistolen. Gelegentlich kommt es vor wie eine Worthülse um Dinge noch futuristischer ercheinen zu lassen. ↩︎

  4. Habe bemerkt dass ich scheinbar Band 4 und 5 auch im Regal stehen habe. Stark vergilbt und abgegriffen, scheinbar aus einem "zu verschenken" Korb am Strassenrand. Also so oder so werde ich vermutlich das Pferd von hinten aufzäumen und dann wohl zuerst das Ende lesen. Oder es kommt ganz anders. Da es sich um 15 Bücher handelt ist meine Motivation das anzugehen irgendwie auch gering. ↩︎

In den vorherigen Posts zu Büchern der "First Law" Reihe habe ich diese immer wieder in das Genre "Dark Fantasy" eingeordet. An sich nicht falsch, aber da gibt es scheinbar noch eine bessere Einordnung: Grimdark. Weniger Fantasy, mehr Abgründe in den Menschen. Es müssen hohe Preise für Ziele bezahlt werden, selbst die strahlendsten Figuren haben Makel und nebenbei wird noch ziemlich viel geschnetzelt. [1] Und genau das beschreibt die Welt von "The First Law" ganz gut.

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"Last Argument of Kings" ist der dritte Teil und letzte Teil der "First Law" Trilogie [2] - aber nur Band 3 einer größeren Reihe, die scheinbar ab jetzt wohl nur noch (etwas lieblos) "The First Law World" heisst. Sei es drum. Dieser Teil macht genau da weiter wo Teil 2 aufgehört hat und schliesst alle Storyfäden. Gegen Ende hin vielleicht etwas zu schnell. Spätestens in der Mitte des Buches gibt es ein zu erwartendes Ereignis wo ich dachte "Das kommt erst jetzt? Sind doch kaum noch Seiten da!".

Wieder gibt es Kämpfe und Schlachten - mehr als je zuvor. Und oh boy - selten wurde das Abtrennen von Gliedmaßen und das zerquetschen von Körperteilen genauer beschrieben. Wieder scheint Abercrombie die Farben Schwarz und Weiss aus seinem Repertoire gestrichen zu haben. Böse Charaktere sind vielleicht garnicht so böse, Gefeierte Helden vielleicht garnicht so strahlend, Weise Magier vielleicht garnicht so altruistisch. [3]
Kein Schwarz, kein Weiss, alle sind in einem strahlenden Grau, mit einer großen Menge Rot.

Falls sich wer fragt wo der Titel des Buches herkommt.

Also Fazit bisher: Fühlte ich mich bei Teil 1 noch etwas ins kalte Wasser geschmissen, hat Teil 2 mich direkt abgeholt und "Last Argument of Kings" war ein guter und heftiger Abschluss. [4] Sofern man mit "Game of Thrones" [5] etwas anfangen konnte, wird einen "The First Law" vermutlich auch sehr gefallen. Mir hat es Spass gemacht und wird nicht mein letztes Buch von Abercrombie sein.


  1. Ich fand diesen lesenswerten Artikel, der das Genre analysiert und besser beschreibt als ich es je könnte - wie sollte ich auch - ich habe gerade erst erfahren dass es es existiert. ↩︎

  2. Ich schreib hier bereits über Band 1 "The Blade itself" und Band 2 "Before they are hanged" ↩︎

  3. Und wieder sticht eine Figur hervor - der verkrüppelte Inquisitor Glotka dan Sand ist in eigentlich jeden Kapitel in dem er auftaucht ein Highlight. ↩︎

  4. Wobei Abschluss das falsche Wort ist - kam mir vor wie das Ende einer Serienstaffel, es gab noch zuviele kleine lose Enden. Und es gibt ja noch einige weitere Standalone Romane. ↩︎

  5. Ich sollte echt mal die restlichen Bücher lesen. Bisher hat mich immer abgehalten dass Buch 1 zu sehr an die Serie erinnert hat. Aber da sich Buch/Serie immer weiter entfernt haben und Staffel 7 und 8 so weit von "Gut" entfernt waren - warum nicht. ↩︎

Und das war er - der dritte Teil des Bobiverse und schließt ab was die ersten beiden Teile [1] begonnen haben.

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Wieder gibt es einen Haufen Sternensysteme, einen verrückten Brasilianer, außerirdische Zivilisationen und eine große Anzahl von Bobs. Und auch die große Bedrohung, die sich seit Teil 1 aufgebaut hat kommt drin vor und stellt damit neben der Delta Storyline den einzig anderen durchgängigen Storyfaden dar. Ansonsten auch dabei Transhumanismus und Existenzialismus. Nicht gerade auf dem Level dass Kant oder Sartre stolz wären, aber immerhin soweit wie es in die Story passt.

Alles in allem, ein guter Abschluss einer Trilogie. Wie ich vorher schon schrieb, ein bisschen seicht und nicht gerade ein "Rememberance of Earths Past" aber immerhin sehr unterhaltsam. Das Buch und die ganze Reihe [2] bekommt von mir solide 4 Sterne. Ruhig lesen, man macht nichts falsch.


  1. Für die Leute ohne Kurzzeitgedächtnis: We are Legion und For We Are Many ↩︎

  2. Es gibt noch einen vierten Teil, der führt die Reihe zwar weiter, aber scheint eher ein SpinOff als Fortführung zu sein. Werde ich vielleicht irgendwann lesen, aber erstmal hab ich genug. ↩︎

27.07.2021

LiedGut IV

Der Juli ist knapp vorbei und wieder eine neue Sammlung von mir neu entdeckten Favorites. Grundsätzlich handelt es sich hier nicht um neue Songs, sondern eher um Songs die ich neu entdeckt habe (und in diesem Fall einen Song der definitiv in diese Liste sollte).

Ansonsten, habe ich im Juli mein erstes Konzert seit Februar 2020 erlebt. Das sind fast 17 Monate. Element of Crime an der Seebühne Bremen. Ok, Sitzkonzerte sind seltsam, Sitzkonzerte mit freien Plätzen um einen herum sind auch seltsam. Und Sven Regener und Band werden auch nicht jünger, aber dennoch, ein guter Auftakt für ein Konzertjahr und hoffentlich nicht das letzte was ich dieses Jahr sehe.

Element of Crime - Seebühne Bremen - 2.7.2021

(Beitrag kann Partnerlinks beinhalten, welche vermutlich zu Amazon führen. Damit unterstützt ihr diese Seite. Wenn ihr wollt. Allerdings bin ich nicht drauf angewiesen, weswegen ihr euer Geld vielleicht eher bei eurem lokalen Plattenladen/Buchladen lassen solltet.)

Kae Tempest - Europe is lost

Und fangen wir direkt mit einen meiner Evergreens an - Kae Tempest's "Europe is lost". Ein Song von dem großartigen "Let them eat Chaos" Album von einem Interpreten der in jedes Regal gehört. Unglaublich viel Wut und Energie in einem Track der textlich seines gleichen sucht. Kae macht nicht wirklich HipHop oder Jazz, sondern ist meiner Meinung nach eher mit SpokenWord / Poetry Slam mit Jazz/Funk Einflüssen vergleichbar.

Ich mein...

Saccharine ballads and selfies and selfies and selfies
And here's me outside the palace of me
Construct a self and psyhcosis
Meanwhile the people were dead in their droves
And no, nobody noticed, well, some of them noticed
You could tell by the emoji they posted

Btw dieses Video war ein Fan-Video, welches Kae einfach zum offiziellen Video gemacht hat. Ziemlich cool.

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Früchte des Zorns - Das Herz ist ein Muskel in der Größe einer Faust

Ich weiss nicht wie dieser Track in meine Playlist gelandet ist, aber der Text ist symphatisch und bleibt im Ohr.

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Knarf Rellöm - Autobiographie einer Heizung

Zum ersten mal bin ich auf Knarf Rellöm * gestoßen als ich den Song "Drogen nehmen und rumfahren" gehört habe. Ein Projekt in dem Knarf Rellöm mitgewirkt hat - was auch immer er da gemacht hat - vermutlich Gitarre gespielt. Den Song hab ich hier sicherlich irgendwo schoneinmal erwähnt.

Dann bin ich auf diesem Track von Knarf Rellöm gestoßen. Seine Musik ist - ja... aber dieser Song - eigentlich eher ein Poetry Slam mit Gitarre ist großartig. Jedes "Ich erinnere mich ..." ist eine Geschichte, mit Nostalgie, Humor und ... Entsetzen.

Und ich erinnere mich an Kurzmanns Mutter, die war so verletzt
Dass sie uns etwas erzählte, das wir nicht wissen durften
Sie sagte: Ich wünschte, ich wäre so dumm, wie alle anderen Frauen
Die werden von ihren Männern geschlagen und lieben sie trotzdem
Wenn ich dümmer wäre, müsste ich weniger leiden

Aber moment mal.....

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Die Zukunft - Drogen nehmen und rumfahren

ICH HAB DEN SONG TATSÄCHLICH NIE ERWÄHNT? Schnell - nachholen! "Die Zukunft" war ein Projekt des Aeronauten Frontmanns Olifr M. Guz [1], Bernadette La Hengst und den oben bereits erwähnten Knarf Rellöm. Irgendwie so ein Song der genau das Gefühl vermittelt was zu einem lauen Sommernachmittag passt. Irgendwas mit "Freunden an einem See chillen, Stille genießen" und so Hippiekram - den wir alle verachten, aber eigentlich doch haben wollen.


  1. Leider viel zu früh im Jahr 2020 verstorben. ↩︎

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Twenty One Pilots - House of Gold

Vor ein paar Wochen bin ich auf den Instagram [1] Channel von Naethan Apollo gestoßen. Ein Künstler, der auf Instagram eine Reihe namens "Adding Rap Verses to Songs that definitley did not need Rap Verses but I am bored and did it anyways" macht, die definitiv auch mehr als drei Teile braucht. [2]. Im dritten Teil kam "House of Gold" und der erste Track den ich nicht kannte. Kurz reingehört und dann folgten noch ca. 20 weitere Plays. Leider jetzt totgehört, aber will euch diesen Track nicht vorenthalten.


  1. Ja, Instagram, ich sollte mal meinen "Digital Minimalism" Post updaten. ↩︎

  2. Hier Teil 1 (Lion sleeps tonight) und Teil 2 (Jailhouse Rock) ↩︎

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Buntspecht - Rotweinmund

Buntspecht hatte ich hier schon einmal mit "Unter dem Masken" erwähnt, aber Rotweinmund ist vermutlich der nächst beste Track des "Draussen" Albums und kickt dann wenn man sich an die "Hildegard Knef mit Käseraspel" Stimme des Frontmanns gewöhnt hat. Direkt gut Laune, tanzbarer Song, schöner interpretierbarer Text, alles irgendwie ... hui.
Am besten nicht hören wenn man spätnachts, leicht angetrunken, am Bremer Osterdeich entlangwandert, kann sein dass es ein paar Ausfall Tanzschritte gibt wenn man beim "schreib schreib schreib" gelandet ist.

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Dillon - Thirteen Thirtyfive (Live at Haus der Berliner Festspiele)

Und noch jemanden, die ich hier schon hatte: Dillon. Der Track "Thirteen / Thirtyfive" ist in der Studioversion schon großartig, die Liveversion toppt aber nochmal; hat eine eigene Aura. Toller Pop Vibe von einer supersympathischen Künstlerin mit einer schön verträumten Stimme. Sie verdient viel mehr Popularität.

Genre:
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Alle Songs finden sich auch in meiner Spotify Playlist.

Normalerweise lese ich keine Buchreihen back-to-back mehr. Aus dem einfachen Grund, dass ich der Story etwas Luft zum atmen geben will. Eine Weile sacken lassen, vielleicht in den folgenden Tagen nochmal geistig darauf zurückkommen und über das Gelesene Nachdenken. Vielleicht sogar zu dem Schluss kommen dass das Gelesene vielleicht garnicht so gut war wie man beim Lesen dachte [1].

Allerdings ist die Bobiverse Reihe nicht wirklich Wein der reifen muss, eher eine Flasche Club Mate, aus dem Eisfach, schnell trinken bevor sie warm wird und die Kohlensäure weg ist. [2]

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Gut, ausserdem lag es an der Natur der Erzählung im Bobiverse, die Kapitel sind Erlebnisse und Erfahrungen der jeweiligen Bobs. Es wird durch die Zeit gesprungen, vor und zurück und richtig zusammenhängend ist eigentlich nichts. Und ein richtiges Ende hatte Teil 1 auch nicht, es ist irgendwo vermutlich empfehlenswert direkt mit Teil 2 weiterzulesen.

Und genau wie der erste Teil hat auch Teil 2 Spass gemacht. Das Novum ist weg, aber dennoch gab es ein paar schöne Entwicklungen, wobei ich glaube dass hier noch mehr Potential für Größeres vorhanden ist. Mehr gibts auch nicht zu sagen. Same Same but different. Aber egal - ich geh direkt weiter zu Teil 3. Liegt auch schon hier [3].


  1. z.B. wie bei Christoper Nolan's Tenet - man kaum aus dem Kino, dachte so "Wow, Feuerwerk, soviel passiert, uiuiuiuiui, bester Film aller Zeiten". Und dann ein paar Tage später: "Moment, nichts ergibt Sinn" ↩︎

  2. Vielleicht wie ein Vin Diesel Film. Man geht komplett ohne Erwartungen ran, und tief im Inneren weiss man, dass nichts davon irgendwie einen positiven Einfluss auf meine geistige Entwicklung nimmt, vielleicht sogar das Gegenteil eintrifft. Andererseits ist Sonntag Nachmittag, es regnet, das gestrige Bier war vielleicht zuviel, man liegt auf dem Sofa und denkt "Was solls, Vin Diesel it is!". Alleine schon deswegen um rauszufinden wie die DVD-Player klauende Gruppe aus der illegalen Rennszene zu einer international agierenden Eingreiftruppe mit getunten Karren wird. Ich mein - da muss es doch eine halbwegs logische Erklärung geben, oder? Spoiler: Nein. ↩︎

  3. Vielleicht guck ich mir vorher noch einen Fast & Furious Film an. Hab gehört dass die im neuen ins Weltall fliegen. #nojoke ↩︎

Stell dir vor du hast gerade einen Vertrag über ein postmortales Einfrieren abgeschlossen, wirst auf einer ComicCon von einem Auto angefahren und wachst 120 Jahre später in einem Handmaid's Tale Dystopie Staat auf, nur um dann mit einer sich selbst-multiplizierenden Von Neuman Sonde in den Weltall geschossen zu werden. Das passiert Bob.

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Wenn man von dem seltsam dümmlichen Originaltitel und den wirklich hässlichen Buchcover absieht, ist der erste Teil des Bobiverse ein insgesamt kurzweiliges Buch. Die 300 Seiten sind ein Pageturner. Da Bob sich immer wieder duplizieren kann, haben wir eine große Menge an Charakteren, welche (zu Bobs Ärger) alle ein eine komplett andere Persönlichkeit entwickeln, sich Namen geben wie (Khan, Riker, Mario, Calvin, Homer, etc). Und da sich alle dann auch in verschiedene Richtungen des Universums begeben, handelt es sich auch ein bisschen um eine Kurzgeschichtensammlung mit mehreren Storysträngen.

Gut, es ist nicht gerade intellektuell herausfordernd und ein Gegenwartsnerd, der Nerdsachen macht und SciFi, Comics sowie Cartoons zitiert ist, dann dazu eine Story die irgendwo zwischen Rick & Morty, Star Trek und Doctor Who rumpanscht, das alles ist schon arg formelhaft und auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten. Und zu dieser gehör ich scheinbar. ¯_(ツ)_/¯

Der erste Band hat mir echt Spass gemacht. Man sollte halt nicht erwarten dass man noch lange nach dem "Buch zuklappen" noch lange über das Gelesene nachdenkt.

Wenn mich ein Autor dieses Jahr begeistert hat, dann war es Fredrik Backman. Sieht man vielleicht an meinen überschwänglichen Rezensionen zu Ein Mann namens Ove und Oma lässt grüßen und sagt es tut ihr leid. Dementsprechend hatte ich auch schon hohe Erwartungen an Britt-Marie war hier [1]. Und diesen galt es gerecht zu werden. Warum das nur teilweise eingetroffen und wieso dieses Buch dennoch grossartig war, erkläre ich jetzt hier.

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Zur Story: Die ordnungsliebende Britt-Marie fängt, nachdem sie ihren Mann aufgrund einer Affäre verlassen hat, ein neues Leben an und landet im vielleicht trostlosesten Ort Schwedens: Borg. Es gibt eine Strasse die hineinführt und auch direkt wieder raus. Dazu eine Pizzeria, die aber gleichzeitig auch Supermarkt, Postamt und Autowerkstatt ist. Eher unfreiwillig wird sie nach und nach in das Leben Borg eingeführt und Borg wird immer mehr zu Britt-Marie.

Britt-Marie ist ist ein indirekter Folgeroman zu "Oma lässt grüßen..." und folgt der titelgebenden Figure Britt-Marie nach den Ereignissen aus dem Vorgänger. Hierbei handelt es sich aber NICHT um eine Fortsetzung, in der Tat wird an keiner Stelle auf den Ereignissen von "Oma lässt grüßen..." eingegangen und dieses Buch ist komplett eigenständig.

Wenn ich den Charakter von Britt-Marie hinunterbrechen müsste: Traumatisiert durch eine unglückliche Kindheit voller Tragödien, ordnungsliebend und gleichzeitig weltfremd. In der Tat so weltfremd dass meine Suspension of Disbelief schon an manchen Stellen hart strapaziert wurde. Aber dennoch ist sie auch gleichzeitig nicht wie Ove, da sie auch zu komplexen Emotionen fähig war und ein paar interessante Ticks und Neurosen aufweist. Ich hab es jedesmal geliebt wenn Britt "unsichtbare Krümel von ihren Rock wischt" oder über Natron nachdenkt.

Zwar ist dieses Buch eine indirekte Fortsetzung (oder Spin Off), aber: Die Ausgangssituation, dass eine sozial-gestörte Person in einem Mikrokosmos voller Personen jeglicher Art hineingerät und anfängliche Vorurteile durch Menschlichkeit und Nächstenliebe ausgetauscht werden, während gleichzeitig die Personen im Umkreis mit Hintergrundgeschichten und Verhalten eine viel stärkere Profilierung bekommen, könnte jetzt auch 1:1 eine abstrakte Inhaltsbeschreibung von Ein Mann namens Ove oder (in Teilen) von "Oma lässt grüßen..." [2] sein, weswegen ich die drei Romane bisher auch als eine Reihe sehe - nicht nur wegen der ziemlich gleichen Buchcover.

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Da ich die Vorgänger beide sehr mochte, konnte ich auch diesem Roman viel abgewinnen. Tolle Figuren und Charakterzeichung, eine lebendige kleine Welt, komplexe Gedankengänge und komplett fehlende Vorhersehbarkeit.

Die tragischen und komischen Elemente aus den beiden Vorgängern waren hier nicht ganz so zu spüren, aber dass ich alleine im Raum beim Lesen laut loslache ist für mich eine Dreingabe und keine Anforderung für ein gutes Buch.

Lediglich das Gefühl dass es sich ein bisschen um einen Aufguss der Vorgänger handelt, konnte ich nicht ganz abschütteln, weswegen ich dieses Buch wohl als den bisher schlechtesten Backman einordne. Aber das ist meckern auf ganz hohen Niveau. [3].

Alle drei Bücher sind bisher in meiner Jahres Top 5.

Als nächstes dann wohl die Bear Town Bücher [4].


  1. Amazon Partnerlink, aber kauft vor Ort wenn möglich ↩︎

  2. Statt weldfremden Rentner, hier unglaublich kluges, einfühlsames allwissendes Kind einsetzen ↩︎

  3. Ungefähr so als würde ich den Film "City of God" etwas schlechter finden, weil ich vorher "Shawshank Redemption" zum ersten Mal gesehen hatte und alles danach kaum mithalten kann ↩︎

  4. Hier ein Amazonlink zu all seinen Büchern auf Amazon. Falls ihr keine lokale Buchhandlung habt und es Amazon sein muss, dann benutzt doch diesen Link und unterstützt diesen Blog. Danke. ↩︎

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The Catcher in the Rye (auf deutsch: Der Fänger im Roggen) ist wieder so ein Buch von dem fast jeder irgendwie schonmal gehört hat. Ohne nachzuschauen fallen mir folgende Dinge ein, ohne nachzuschlagen:

  • Der Attentäter John Lennons hatte angeblich während der Tat dieses Buch dabei und sagte auch dass dieses Buch ihn dazu gebracht hat.
  • JD Salinger hat nur dieses eine Buch geschrieben und es verkauft sich bis heute. Ausserdem hat er jegliche Filmrechte und Adaptionen bis heute untersagt.
  • In den USA bis zuletzt wegen Worten und Inhalt kontrovers diskutiert, hat es das Buch auf diverse Blacklists der Schuleinrichtungen geschafft.
  • Es gab eine South Park Folge in der ein Buch mit diversen Geschmacklosigkeiten geschrieben wurde und genau dieselbe Veröffentlichungsgeschichte durchmacht wie dieses Buch.
  • Und noch ein paar Dinge mehr.

Falls ihr jetzt, so wie ich, dachtet: "Hey, das Buch sollte man bestimmt mal gelesen haben" - braucht ihr nicht, ich hab es für euch getan. Hier die Zusammenfassung damit ihr eure Freunde beeindrucken könnt, offensichtlich voller Spoiler: [1] [2]

Meine Zwischenfazit war:

Etwas phony, etwas corny, auch ein bisschen anstrengend. Vor allem der Protagonist. Es werden oft Dinge wiederholt. Es ist so phony und corny. Und wiederholend. Und anstrengend. Der Protagonist auch. - Ich, auf Twitter

Salinger hat sich scheinbar richtig in die Rolle reinversetzt: Der Protagonist Holden Caulfield ist furchtbar anstrengend, hat eine begrenzten Wortschatz (kann sein dass er es an einer Stelle sogar selbst sagt) und zeigt auf jeder Seite seinen misanthropisches Verhalten. Und 15 (?) jährige Misanthropen mit begrenzten Wortschatz sind jetzt nicht gerade Leute die ich gerne auf eine Tour durch New York begleite. Gegen Ende wird das Buch nochmal interessant, z.B. die Stelle die den Buchtitel erklärt, eine Begegnung mit einem Zuhälter oder das Treffen mit einem alten Lehrer, was wirklich seltsam endet und wirklich mal ein "Was passiert da gerade" in mir hervorruft. Aber das wars dann auch mit den guten Stellen.

Trotz 200 Seiten hat sich das Buch, abgesehen von einigen wenigen Lichtblicken wo es doch mal ganz spannend wurde, gezogen wie Kaugummi. Die Story hat bestimmt mehrere Ebenen [3] und die Charaktere sind bestimmt alle tolle Reflektionen des Amerikas der 50er, ... aber bringt mir halt alles nichts, wenn der Protagonist mich einfach nervt. Mit jedem Wort.

Jetzt ist es raus. Ich bin ein Kulturbanause. Bitte von Hatemail absehen, ich kann nichts dafür. Bin nicht phony genug.

Update (16.7.2021): Heute ist auf Spiegel ein sehr schöner Artikel über Salinger, sein Leben und den Einfluss der dieser Roman auf die Welt hatte. Gerne lesen wer sich für die Figur interessiert - spannender als das Buch ist er allemal.


  1. Spoiler: Die Geschichte handelt von Holden, der in den 50er Jahren gerade dabei ist von seiner Schule zu fliegen, was er aber nicht schlimm findet weil er dort sowieso niemanden mag. Irgendwann prügelt er sich mit seinen Zimmernachbarn und fährt nach New York um dort auch alle doof zu finden. Ausnahmslos. Wenn er jemanden mag, dann macht er meistens was dummes und findet die Person dann doch wieder doof. Zum Schluss findet er mal jemanden nicht kacke und geht zum Therapeuten. Ende. ↩︎

  2. Falls ihr damit wirklich eure Freunde beindrucken konntet, solltet ihr euch übrigens neue Freunde suchen. ↩︎

  3. ...über die Jahre hineininterpretiert bekommen. Der Wikipedia Eintrag zu dem Buch ist eine Goldgrube ↩︎

“We should forgive our enemies, but not before they are hanged.”

Mit diesem Zitat von Heinrich Heine beginnt der zweite Teil von Joe Abercrombie's First Law Reihe, erklärt dadurch den Titel und setzt die Stimmung die einem in dieser (Dark?) Fantasie Geschichte erwartet. Brachiale Gewalt, Reisen durch seltsame Länder, Intrigen, Verschwörungen, ... . Dieses Buch hat alles. Und es war toll.

Before They Are Hanged - Joe Abercrombie (The First Law #2)

War "The Blade Itself" für mich eher ein Setup für das Worldbuilding, welches eher nur lose eine zusammenhängende Geschichte erzählt und erst sehr spät anfing seine Stärken auszuspielen, macht der zweite Teil sehr viel richtig. Die Figuren sind alle inzwischen in den Köpfen etabliert und können sich weiterentwickeln. Das Worldbuilding wird weiter voran getrieben und es macht mehr und mehr Spass etwas über "The Circle of the World" zu erfahren. Wie ist die Welt entstanden, Schöpfungsmythologie, alte zerfallene Reiche und Konflikte, es gibt eine eigene Heldensage - ähnlich dem Olymp oder Asgard. Spannend.

The Circle of the World - Map by Adam Whitehead

Und ja - es ist brutal. Abercrombie beschreibt Folter- und Kriegsszenen so, dass man manchmal einfach weggucken will. Es gibt immer wieder Gewaltausbrüche, aber so gut beschrieben dass man ein Gefühl von Ekel und Faszination erlebt. Definitiv nichts für schwache Nerven. Wobei die meisten dieser Szenen von den Charakteren zumindest nicht unreflektiert behandelt werden. Es gibt innere Konflikte und Verarbeitungen über das geschehene und die Gewalt scheint nicht NUR der Gewalt wegen im Buch zu sein, tragen zur Figurenentwicklung bei.

Auch interessant, in diesem, als auch im letzten Buch geht es im weitesten Sinne um Konflikte zwischen Imperien und Königreichen, aber nicht einmal kommt ein solcher Herrscher als Figur vor, es wird über diese gesprochen, was sie machen, was sie tun, aber das ganze Narrative ist komplett auf den unteren Ebenen. Und hier passiert viel: Wie ich schrieb, Band 1 war eher ein Setup, in diesem Teil konnten sich Figuren entwickeln. Glaubwürdig entwickeln, vielleicht nicht immer komplett unvorhersehbar, aber trotzdem überraschen. Die Figur des Inquisitors Glotka ist hier vermutlich am besten gezeichnet, eine gemeinere, ruchlosere Version eines Tyrion Lannisters aus Game of Thrones.

Ich habe in meinem Leben noch nicht viel Fantasy gelesen. Ich kenne die Herr der Ringe Bücher, sah Game of Thrones, und sonst war ich vermutlich eher im Videospielbereich mit dem Genre in Kontakt. Mir fehlen also ein bisschen die Vergleichsmöglichkeiten, aber was ich bisher zu der "First Law" Saga* sagen kann ist: Es macht verdammt viel Spass und ich freu mich auf Band 3!